Wann werden IST-Geräte angewendet?

 

Laut Leitlinie kann man Unterkieferprotrusionsschienen als Primärtherapie bei leichter bis mittelschwerer Schlafapnoe anwenden.

IST-Gerät in Benutzung

  • IST-Geräte sind erfolgreich bei nichtobstruktivem Schnarchen ohne Apnoe.
  • In Fällen mit kurzen Apnoe-Phasen (AHI<30), die nur durch Obstruktion durch die Zunge und nicht zentral verursacht werden (zentral verursacht = vom Gehirn gesteuert bzw. fehlgesteuert), ist das IST-Gerät meist erfolgreich! Der Schlafmediziner muss dies nach somnologischer Untersuchung entscheiden und den Erfolg durch eine erneute Untersuchung mit eingesetztem IST-Gerät überprüfen.
  • Nichtobstruktives Schnarchen, obstruktives Schnarchen und Apnoe werden heute als aufeinanderfolgende Stadien eines Syndroms verstanden. IST-Geräte können den Krankheits- verlauf bis zur Beatmung um viele Jahre verzögern.
  • In schweren Fällen der obstruktiven Schlaf-Apnoe können IST-Geräte die Zwangsbeatmung nicht ersetzen, aber ergänzen. IST-Geräte sind weniger belastend als Gesichtsmasken und wirken auch dann noch, wenn die Gesichtsmaske im Schlaf unbemerkt abgestreift wurde.

IST-Geräte können unter der Maske getragen werden! Und IST-Geräte zischen nicht!

 

 

 

S3-Leitlinie - Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen

Die im Jahr 2009 veröffentlichte Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Schlafstörungen der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin DGSM führt aus: 
Unterkieferprotrusionsschienen (UPS) sind bei Patienten mit einer leichten (Anm.: AHI<15) bis mittelgradigen (Anm.: AHI>15 und <30) Schlafapnoe eine mögliche Therapieoption (Kushida et al. 2006a: Hoekema et al. 2008). Auch bei Ablehnung oder Versagen einer CPAP-Therapie kann versuchsweise eine solche Therapie zum Einsatz kommen (Kushida et al. 2006a). Voraussetzung hierfür ist ein individuell nach Abdrücken gefertigtes, labortechnisch hergestelltes einstellbares Schienensystem, wobei nach neueren Daten Zweischienensysteme zu bevorzugen sind (Rose et al. 2002: Schwarting et al. 2007; Vanderveken et al. 2008). Die Behandlung erfolgt durch Zahnmediziner, die schlafmedizinisch fortgebildet sind (Kushida et al. 2006a: Schwarting et al. 2007). Der Effekt einer Therapie ist i. d. R. geringer als der einer PAP-Therapie (Anm.: PAP = positive airway pressure) (Ferguson et al. 2006). Prädiktoren (Anm.: = Grundlagen für die Prognose) für einen Therapieerfolg von UPS sind ein niedriger AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index, Anm.: Anzahl der Apnoen und Hypopnoen pro Stunde), eine deutliche Lageabhängigkeit der Schlafapnoe mit maximaler Ausprägung (Anm.: Korrektur eines Druckfehlers: Im Originaltext steht fälschlich "minimaler Ausprägung") in Rückenlage, junges Alter, normaler BMI und geringer Halsumfang sowie weibliches Geschlecht. Bei entsprechender Selektion geeigneter Patienten, insbesondere solchen mit leichtgradiger Schlafapnoe und ohne extremes Übergewicht, besteht der Therapieeffekt in einer durchschnittlich etwa 50%igen Reduktion der nächtlichen Atmungsstörungen bei bis zu 65% der Behandelten (Lim et al. 2006: Chan et al. 2008). Entsprechend gelingt je nach untersuchtem Kollektiv bei bis zu 35-40% der Behandelten mit leicht- bis mittelgradiger OSA (Anm.: Obstruktive Schlaf-Apnoe) eine komplette Reduktion der Atmungsstörungen ((AHI<5/h). Nebenwirkungen treten bei 6-86% der therapierten Patienten auf (Chan et al. 2008). In den ersten Monaten sind dies v.a. Missempfindungen an den Zähnen, Hypersalivation (Anm.: vermehrter Speichelfluss), Mundtrockenheit und geringe Änderungen der Kieferstellung. Nach 5 Jahren Nutzung haben etwa 14% der Patienten Veränderungen am Kauapparat. Regelmäßige fachärztliche Kontrollen des Zahn- und Kieferbefundes sind daher notwendig (Kushida et al. 2006a). Bis zu 77% der behandelten Patienten nutzen die Therapie noch nach einem Jahr (Ferguson et al. 2006). Es ist darauf hinzuweisen, dass es sich um ein selektiertes Patientengut handelt.